Guten Abend.
Vorneweg möchte ich sagen, dass ich zwar von Shadowrun nicht den geringsten Schimmer habe, aber mich trotzdem ans Kommentieren wage, weil es ja schließlich um den Text an sich geht. Und vielleicht lerne ich auf die Weise ja etwas tolles, neues und interessantes kennen. :)
Aufmachung/Erster Eindruck:
Wie du siehst, möchte ich Kategorien in meinen Kommentaren einführen. Das liegt ja einerseits daran, dass sie dann vielleicht nicht mehr so kurz erscheinen und auch wirklich alles wichtige erwähnt wird und vielleicht macht dieses Einteilen ja einen positiveren Eindruck - und die Rechtschreibung stößt nicht allzusehr auf.
Zunächst einmal, habe ich mich hauptsächlich aufgrund des Untertitels doch an diese Geschichte gewagt. Für Nicht-Kenner ist das vielleicht anziehend. Des weieren danke ich für deine Kurzbeschreibung. Dafür, dass sie überhaupt vorhanden ist. Außerdem hat sie mich ein wenig einstimmen können.
Normalerweise lese ich die Charakterliste gar nicht erst, weil ich ja immer der Meinung bin, dass ich alles wichtige im Text selbst erfahren werde. Hier sind mir aber viele Fragezeichen aufgefallen, die mich als Leser etwas verwirren. Bedeutet das nun, dass die entsprechenden handelnden Personen erst später in Erscheinung treten, oder dass sie dir als Autoren noch unbekannt sind?
Nun aber zum Kapitel. Titel mit einem Punkt haben immer was Spezielles.
Inhalt:
Am Anfang stellt man sich sofort auf die Therapie ein. Man liest den Titel, was Canavan im Fahrstuhl durch den Kopf geht und macht die erste Schublade auf. Die Beschreibung des Äußeren der beiden Frauen, die zweite Schublade. Es ist auf eine Weise amüsant und klischeehaft - aber im angenehmen Sinn.
„Sie müssen… Anthony Canavan sein?“ Die Reaktion ist verständlich, und auch im möglichen Rahmen sehr ulkig.
Die Vorstellung, dass die Type aber an einem Rechner sitzt, will mir nicht ganz gefallen. Natürlich denkt man immer an den obligatorischen Schreibblock. Bedenkt man nun aber das Jahr, in dem die Geschichte spiel - ich nehme an, mit 2070 richtig zu liegen? - finde ich es schade, dass er einen alten, klapprigen Rechner benutzt - überspitzt ausgedrückt. Mir ist natürlich klar, dass es im Prinzip ein Sammelbegriff ist. Von daher ist auch alles in Ordnung mit der Beschreibung. Verstehst du dennoch, worauf ich hinauswill?
Die Stimmung ist die ganze Zeit über ein wenig abgeklärt und skeptisch. Man weiß eigentlich nicht genau, woran man ist und ob Canavan tatsächlich Hilfe sucht oder auf etwas ganz anderes aus ist.
Die dramatische Wende des Kapitels geht mir persönlich etwas zu schnell. Das könnte aber vor allem daran liegen, dass ich Canavan zu wenig kenne. Sein Wesen und sein Leben.
Trotzdem gefällt mir die Vorstellung und das Bild, das du mir damit lieferst. Das Wesen aus dem Regenwald, dass sich in der großen Stadt zurechtfinden muss.
Besonders der Schluß ist interessant und macht neugierig auf mehr - zumindest mich.
Charaktere:
Du beschreibst alle Charaktere sehr gut. Zwar sieht man sie nur auf Canavans Art, aber man sieht sie. Sogar die Sekretärin, die ja nur einen kleinen Gastauftritt hat, kann man sich sehr gut vorstellen. Die Ausarbeitung ist also glaubwürdig und dreidimensional.
Das Äußere Cavanans ist schwer nachvollziehbar. Mit seinen Masken komme ich zurecht, aber das Wesen, das er ist, kann ich nicht fassen. Dazu muss ich wahrscheinlich in den Steckbrief... Nein, nicht ganz. Es ist zwar schade, dass man die Serie anscheinend kennen muss, aber deswegen kein Grund, diesen Aspekt zu negativ zu betrachten.
Deine Aussagen über Magie und die Anwendung waren nicht detailliert, aber genug angerissen, um sie einigermaßen zu verstehen.
Wenn ich also Shadowrun kennen würde, wäre dieses Kapitel wohl ein Fest gewesen.
Schreibstil:
Dein Stil ist immer an die Situation angepasst, wandelbar und damit vielfältig. Mir gefällt sehr, was ich hier gelesen habe. Du hast es geschafft, ein Kapitel, dass fast nur aus Dialog und Gedanken des Protagonisten besteht, sehr lebendig wirken zu lassen.
Ich stützte mich mit den Ellbogen beiläufig auf seinen Tisch und legte die Fingerspitzen aufeinander. Durch Stellen wie diese, hast du den Monolig aufeglockert und noch ein deutlicheres Bild der Situation geschaffen. Das Selbstbewusstsein Canavans hervorgehoben.
Ich lese gern, wie du schreibst.
Rechtschreibung & Co.:
Im Grunde genommen ist deine Rechtschreibung super! Dein Ausdruck ist auch hier wieder wohl durchdacht und angenehm zu lesen.
Mir fallen trotzdem beim Lesen immer - ob es nun ein Buch ist oder eine FF - Tipp- oder vermeintliche Zeichensetzungsfehler auf. Manchmal frage ich auch einfach nur etwas nach, also störe dich nicht an folgender Liste:
erwiderte und hob kurz die Schultern. -> Kleinigkeit, nicht der Rede wert. Hier fehlt ein "ich", wenn ich mich nicht irre.
Und wieso sind Sie im Endeffekt hierhergekommen?“ -> Müsste man "hierher gekommen" schreiben oder gibt es einen besonderen Grund für das zusammen schreiben?
oder auf dem Boden durch die Gegen zu pirschen. -> "Gegend"
für den Großteil meines Volkes ist das nicht nur in der Jugend nett sondern auch noch nach zweihundert Jahren. -> Fehlt hier ein Komma vor "sondern"?
war nicht nur spannender sondern voller Annehmlichkeiten. -> Hier ist ebenfalls keins. Du darfst mich ruhig aufklären, wenn da eine Regal ganz und gar an mir vorbeigerast ist. ;)
Dann hatte man versucht mich zu zwingen. -> Ein Komma nacht versucht?
„Aber sagen wir es mal so, es ist anstrengend und unangenehm stundenlang unsichtbar in einem Flugzeug zu sitzen.“ Meiner einer würde vor "stundenlang" ebenfalls ein Komma setzen.
„Unsichtbar?“, hakte der Psychologe nach und ich kam nicht umhin eine gewisse Genugtuung zu verspüren, -> Und hier nach "umhin".
dementsprechend, habe ich mich dazu entschieden, etwas Geld zu besorgen. -> Dafür könnte das erste Komma hier weggelassen werden.
Tatsächlich hatte es dem einen oder anderen Zwischenfall gegeben, -> "den"
allerdings hielt ich es nicht für sonderlich klug bei dem ohnehin schon eingeschüchterten Menschen ins Detail zu gehen. -> Komma nach "klug"?
Noch bevor ich allerdings die Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, fuhr der Psychologe fort. -> Hier könnte das erste Komma wieder überflüssig sein.
Er schien zu ahnen, was ich vor hatte, denn er begann zu protestieren, wollte mich sogar angreifen -> "vorhatte"?
Meine Meinung:
Ein tolles erstes Kapitel, wenn auch nicht ganz nachvollziehbar, was den Tod betrifft. Wie schon gesagt, das Unverständnis meinerseits rührt daher, dass ich keine Ahnung habe. Es lohnt sich auf jeden Fall, etwas von dir zu lesen und ich werde gerne dranbleiben, nur um die Auflösung um Canavans Charakter herauszufinden.
Meine Daumen gehen dafür nach oben.
Liebe Schreibziehergrüße,
Turnaris
SK